«Desperate Housewives» Der Tod der Hausfrauen
- 10. Juli 2012
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Nur noch ein paar wenige Folgen, dann ist die US-Hitserie «Desperate Housewives» Geschichte. Acht Staffeln lang haben uns die Ladies aus der Wisteria Lane den Fernsehabend versüsst. Müssen die Hauptdarstellerinnen nun demnächst stempeln gehen? Wir haben bei Hollywoodstar Felicity Huffman nachgefragt. Die Sonne ist so grell, dass man die Augen zukneifen muss. Schuld daran ist das Meer, auf dessen Wellen Millionen von glitzernden Punkten tanzen. Felicity Huffman ist immun gegen das Geflacker: Sie trägt eine Sonnenbrille mit dunkel getönten Gläsern. Ihre leicht gewellten Haare schwingen sanft hin und her wegen der warmen Brise, die vom Strand herüberweht. Sie sieht zufrieden aus, ihr Lächeln ist breit, die Zähne schneeweiss. Als Lynette Scavo wirkte sie in der Serie «Desperate Housewives» immer ein bisschen abgekämpft – kein Wunder bei fünf Kindern. Doch privat schaut Huffman toll aus. Ihr Make-up ist dezent, Kleid, Schuhe und Accessoires versprühen Hollywood-Glamour. Die Frau ist eben ein echter Star. Kürzlich tauchte die Blondine in der «Forbes»-Liste der bestbezahlten Fernsehschauspielerinnen auf Platz drei auf – mit rund 6,6 Millionen Euro Jahresverdienst. Wow! Jetzt ist die New Yorkerin nach Monaco gereist, um über das Ende von «Desperate Housewives» zu sprechen. Sie empfängt den Prestige -Reporter auf einer riesigen Veranda, die gleich unter dem Dach des Grimaldi-Forums liegt. In dieser Art königlichem Business-Center wimmelt es während des renommierten TV-Festivals nur so von Promis. Auch Prince Albert schaut kurz vorbei. Dementsprechend ist das am Strand gelegene Gebäude gesichert: Grimmig dreinblickende Männer in dunklen Anzügen patrouillieren in den verzweigten Gängen und Hallen im Zehn-Minuten-Takt und bellen ihre Kontrollergebnisse in ihre im Ärmel versteckten Funkgeräte.
Ein bodenständiger Star
Für Felicity Huffman ist dieser Rummel normal. Es gehört auch zu ihrem Alltag, dass sie Flugzeuge benutzt wie unsereins das Tram. Und überall, wo die Schauspielerin auftaucht, wartet bereits ein Empfangskomitee aus Fans – sei das nun am Flughafen, vor dem Hotel oder abends neben dem Restaurant. Seit ihrem Durchbruch mit «Desperate Housewives» vor acht Jahren ist nichts mehr normal im Leben der Amerikanerin. Doch statt den Glamour zu geniessen, erträgt sie ihn eher. «Sich mal herauszuputzen für eine Filmpremiere oder ein schickes Galadinner ist sicher was Schönes. Aber ich und mein Mann ziehen es vor, zurückgezogen zu leben», sagt sie. Der Ruhm hat sie also nicht verdorben, im Gegenteil: Die Schauspielerin ist privat völlig bodenständig. Ihr Mann ist William H. Macy, bestens bekannt aus Filmen wie dem Dinothriller «Jurassic Park 3» oder der Motorradkomödie «Born to be Wild». Er hat auch gerade einen Hit am Start mit der Fernsehserie «Shameless». Deswegen gibt er ebenfalls Interviews in Monte Carlo. Als hätte der Schauspieler gespürt, dass über ihn gesprochen wird, schlendert er plötzlich auf die Terrasse und drückt seiner Frau schnell einen Kuss auf die Wange. Später am Abend werden sich die zwei auf der Tanzfläche weiter anstrahlen. Gleich neben Prince Albert und seiner Charlene Wittstock, die ebenfalls die Hüften kreisen lassen zum Livesound der Partyband Kool & the Gang.
Während der Schauspielerin ein Mineralwasser gebracht wird, fängt sie an, von ihrer Familie zu erzählen. Nach 15 Jahren Beziehung heiratete sie den «Emergency Room»-Star William H. Macy. Die beiden haben zwei Töchter, Sofia Grace (*2000) und Georgia Grace (*2002). Beide sind nach Monaco mitgekommen. «Die zwei sind vorhin schwimmen gegangen», sagt Felicity.
Was kommt nach dem Auszug aus der Wisteria Lane?
Es wird Zeit, über «Desperate Housewives» zu reden. Wer die Serie noch nie zu Gast im heimischen Wohnzimmer hatte, hier eine kleine Zusammenfassung: Im Mittelpunkt stehen die Erlebnisse der vier Nachbarinnen Susan Delfino (Teri Hatcher), Lynette Scavo (Felicity Huffman), Bree Van de Kamp (Marcia Cross) und Gabrielle Solis (Eva Longoria) sowie deren Familien. Sie alle leben in der Wisteria Lane in der fiktiven US-Stadt Fairview. Und dort hat fast jeder Bewohner ein dunkles Geheimnis…
Die letzten acht Jahre waren eine verrückte Zeit. «Als Lynette Scavo habe ich ganz schön viel Seltsames erlebt», sagt sie und blickt raus aufs Meer. Es waren gute Jahre. Und die Fans wurden bestens unterhalten – mit grandiosen Wortgefechten, kuriosem Slapstick und thrillergerechter Spannung. «Es gab ungefähr 86 Tode in der Wisteria Lane, der Strasse, wo alles spielt.» Als Lynette musste sie so allerlei über sich ergehen lassen. So wurde sie in der dritten Staffel mit Krebs diagnostiziert und musste in der vierten Staffel eine Chemotherapie erdulden. Huffman versuchte dies so realistisch wie möglich darzustellen. Besonders genossen hat es die Amerikanerin übrigens, eine Schwangere zu mimen. «Weil dann meine Kleider angenehm weit geschnitten waren.»
Das Finale ist bereits abgedreht, die letzten Folgen laufen momentan. Was kommt danach? Die 49-Jährige gibt sich besorgt. «Denn ich frage mich, ob meine Karriere bald zu Ende ist. Ganz ehrlich, das Ganze macht mir grosse Angst. Die Menschen identifizieren dich so sehr mit der Rolle, die du gespielt hast, dass es schwer ist, danach wieder Arbeit zu finden», glaubt sie. Und doppelt nach: «Es gibt doch diesen Weg, der mit den Leichen alter Fernsehstars gepflastert ist. Ich hoffe, dass ich nicht eine von ihnen werde, aber ich denke, das wird wohl der Fall sein.»
Frauen um die 50 haben es in Hollywood schwer, Arbeit zu finden. Das stimmt. Aber verhungern wird die Schauspielerin kaum. Sie hat sich auch schon ein bisschen auf die bevorstehende Lohneinbusse vorbereitet. «Wer wie ich lange in einer Serie mitgespielt hat, muss vorsorgen und sparen, damit er die nächsten fünf Jahre nur noch Theater spielen kann.» Der Broadway scheint Huffman anzuziehen. Und auf den Bühnenbrettern gibt es auch keine Altersbegrenzung. Das beste Beispiel ist Angela Lansbury: Die 86-Jährige – bekannt geworden als Jessica Fletcher in der Fernsehserie «Mord ist ihr Hobby» (1984–1996) – stellt sich in New York fast täglich vors Publikum.
Auf zu neuen Ufern
Der Broadway wird die TV-Hausfrau mit Kusshand aufnehmen. Doch ihr wäre unrecht getan, wenn man die Amerikanerin auf «Desperate Housewives» reduzieren würde. Denn sie war auch schon in Serien wie «Akte X», «Law & Order» und «Frasier» zu sehen. Und natürlich im Film «Transamerica» (2005), wo sie die Transsexuelle Bree verkörperte, die kurz vor der letzten Operation steht, die sie zur Frau machen soll. Die Rolle brachte ihr einen Golden Globe sowie eine Oscar-Nominierung ein.
Huffman wird ihren Weg gehen, keine Frage. Ein zweites Buch ist unter anderem geplant, denn eines hat sie bereits geschrieben. Es trägt den ironischen Titel «A Practical Handbook for the Boyfriend» (ein praktisches Handbuch für den Freund). Darin hat sie Männern einige Tipps gegeben, wie sie Frauen am besten verführen. Zum Beispiel: «Sprich über Gefühle. Tu so, als ob du welche hättest. Schau ihnen in die Augen, nicke und sage ihnen, dass du dich verletzlich fühlst. Und wenn du Frauen nackt sehen willst, dreh’ die Heizung auf…»
Und was machen ihre Kolleginnen nach dem «Housewives»-Ende? Die in der Serie immer perfekt organisierte Marcia Cross gibt zu, im echten Leben eine Chaotin zu sein. Für die Zukunft wünscht sie sich, «mehr Zeit mit meinen Zwillingen Eden und Savannah zu verbringen – die zwei kommen bald in den Kindergarten.» Einen Film hat sie kürzlich abgedreht: Er heisst «Bringing Up Bobby» und erzählt die Geschichte einer Diebin. Die feurige Latina Eva Longoria hilft Präsident Obama gerade beim Wahlkampf und steht nebenbei für die Actionkomödie «The Baytown Disco» vor der Kamera. Und Ex-Bondgirl Teri Hatcher? Die soll angeblich für eine neue Serie unterschrieben haben. Doch sie hüllt sich darüber noch in Schweigen.
Der eine oder andere «Housewives»-Fan hofft derweil auf einen epischen Nachschlag im Kino. Ein Film über die Hausfrauen ist aber nicht in Planung. Marc Cherry, der Produzent der Show, spricht Klartext: «Ich habe diesen Figuren für immer Lebewohl gesagt. Ich würde sie nie wie die ‹Sex & the City›-Girls nach Dubai schicken wollen. Wir haben alles erzählt, was es zu erzählen gab. Ich bin mit dem Ende unserer Serie sehr zufrieden.»
Das Erbe der Hausfrauen
Eine neue Serie über fünf andere Hausfrauen steht bereits in den Startlöchern. «Good Christian Bitches» – oder abgekürzt «GCB» – wird als legitimer «Housewives»-Nachfolger gehandelt. Im Mittelpunkt steht die Zicke Amanda Vaughn (Leslie Bibb, «Confessions of a Shopaholic», «Zookeeper»), die in ihre Heimatstadt Dallas zurückkehrt. Bei der Produktion hatten die Schöpfer von «Sex and the City» ihre Finger mit im Spiel. Das klingt vielversprechend.