
Desillusionierung auf hohem Niveau
- 1. September 2015
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Im aktuellen Bestseller von Martin Suter, «Montecristo», wird der Spruch «Die Bank gewinnt immer» in einen Wirtschaftskrimi verpackt. Der Hauptprotagonist, der eher verunsichert durchs Leben laufende Video-journalist Jonas Brand, entdeckt, dass auf zwei 100-Franken-Scheinen die identischen Seriennummern stehen. Er denkt natürlich sofort an Falschgeld, irrt sich aber und deckt einen gigantischen Komplott auf. Eine Grossbank lässt mithilfe von staatlichen Komplizen Geld drucken. Brand ist in der Midlife-Crisis und nun plötzlich Staatsfeind Nummer eins. Seine Wohnung wird verwüstet und er bekommt plötzlich Fördergelder. Dass beides miteinander zu tun hat, ahnt er fast das gesamte Buch hindurch nicht. Suters gewohnt beeindruckende Sprache dringt durch die glitzernden Fassaden der Bankenwelt. Für ihn ist es nur eine Frage der Zeit, bis die nächste Bankenkrise kommt. Da kann auch das Schweizer Lokalkolorit, das sich phasenweise in Form eines abgehalfterten Journalisten gegen den Lauf der Gelddinge sträubt, nichts ändern. Und die Liebe? Sie trägt auch nicht zur Aufklärung bei – im Gegenteil. Das ist keine verschwörungstheoretische Fantasie. Suter bekam Inspirationen von Peter Siegenthaler, der den Posten als Direktor der Eidgenössischen Finanzverwaltung innehat. Der Schluss ist für eine Demokratie ernüchternd, da es parallele Strukturen gibt, über die wir als Citoyen nicht entscheiden können und vielleicht nur eine Ahnung haben. Montecristo
Martin Suter
Diogenes Verlag