Der Hofjuwelier des Zaren – Fabergés Welt
- 20. Mai 2014
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Die prunkvoll verzierten Ostereier des russischen Hoflieferanten Peter Carl Fabergé sind weltbekannt. Noch heute lässt der Glanz seiner erlesenen, «objets d’art» Viele in Nostalgie versinken.
Die weltberühmten Fabergé-Eier sind der Inbegriff von Luxus und stehen für höchste Goldschmiedekunst. Der Ursprung dieser kleinen Meisterwerke liegt in Russland. Zum Osterfest, welches zu den wichtigsten Feiertagen in Russland zählt, ist es schon seit dem 17. Jahrhundert Brauch, sich geschmückte Ostereier und drei Küsse zu schenken.
Das erste Ei der Henne
Doch für den russischen Zarenhof mussten diese Eier natürlich prunkvoller sein. Edelsteine, Perlen, Gold und Elfenbein und im Inneren jedes dieser Schmuckstücke verbarg sich ein Kleinod mit einer eigenen Geschichte. Zar Alexander der Dritte gab im Jahr 1885 beim Hofjuwelier Carl Peter Fabergé das erste dieser ganz besonderen Ostereier in Auftrag. Er schenkte das sogenannte «Hennen-Ei» seiner Gemahlin Zarin Maria Fjodorowna. Die Begeisterung der Zarin über dieses Geschenk war so gross, dass der Juwelier Peter Carl Fabergé für die russische Zarenfamilie insgesamt 49 weitere Schmuckeier schuf. Jedes ein Unikat, jedes mit seiner ganz eigenen Geschichte. Häufig liess der Hoflieferant aktuelle politische oder gesellschaftliche Ereignissen in seine Kreationen einfliessen. Und im Inneren verbarg er etwas, das sich auf die Familie des Zaren persönlich bezog.
Bereits das erste in Auftrag gegeben Ei – das «Hennen-Ei» – verbarg eine solche innere Überraschung. Die Eierschale aus weisser Emaille, lässt das Kunstwerk fast wie ein echtes Ei aussehen. Im Inneren steckt jedoch ein goldener Dotter, in dem wiederum eine Henne aus Vierfarbgold, verziert mit Augen aus Rubinen, versteckt ist.
Die Überraschungseier des Zaren
Ihm folgte das «Rosenknospen-Ei», welches aus mehrfarbigem Gold und Emaille besteht und mit Diamanten besetzt ist. Unter seiner Schale verbirgt sich eine gelbe aufklappbare Rosenknospe aus Gold und Emaille. In der Rosenknospe waren ursprünglich zwei weitere Überraschungen enthalten. Eine Miniaturkopie der kaiserlichen Krone und ein eiförmiger Rubinanhänger. Diese Schmuckstücke gelten heute leider als verschollen.
Jedes dieser Kleinods ist etwas ganz Besonders, doch das wertvollste unter ihnen ist das «Krönungs-Ei». Sein Wert wird auf dreissig Millionen Dollar geschätzt. Äusserlich ist es mit Motiven des Krönungsmantels bestückt, im Inneren verbirgt sich als Überraschung eine Miniaturschmuckkutsche aus Gold, Diamanten und Rubinen. Sie ist eine detailgetreue Nachbildung der Kutsche, mit der die Zarin durch Moskau zur Uspensky-Kathedrale fuhr. 1900 entstand das «Kuckucks-Ei». Ein barock gestaltetes Ei, welches eine kleine Tischuhr darstellt. Es ist eines von sechs Fabergé-Eiern mit eingebauter Spieluhrtechnik. Durch Knopfdruck öffnet sich das Ei und ein kleiner Vogel kommt zum Vorschein, welcher kräht und mit den Flügeln schlagen kann. Zwischen 1885 und 1916 schuf Fabergé also insgesamt 50 wunderschöne und einzigartige Schmuckeier für die russische Zarenfamilie. Nach der Oktoberrevolution beschlagnahmten die Bolschewisten die wertvollen Ostereier. Zehn der Luxusobjekte befinden sich heute im Waffenmuseum des Kreml. Die restlichen Eier sind im Besitz verschiedener Museen und privater Sammlungen. Acht Eier sind seit der Revolution verschollen.
Der Höhepunkt der Juwelierkunst
Doch nicht nur die Zarenfamilie war von den Schmuckeiern angetan. Einige der Fabergé-Eier wurden auch von anderen wohlhabenden Personen in Auftrag gegeben, welche es dem Zaren gleichtun wollten. Ein jedes der wertvollen Eier erzählt seine eigene Geschichte.
Auf der Welle des allgemeinen Wirtschaftswachstums Ende des 19. Anfang des 20. Jahrhunderts erlebte die russische Juwelierbranche einen bis dahin nicht gekannten Aufschwung. Die Entstehung einer neuen wohlhabenden Klientel mit entsprechender Kaufkraft und Nachfrage beschleunigte die Branchenentwicklung und führte zu hochwertigen neuen Produkten auf der einen Seite, aber auch härterer Konkurrenz auf der anderen Seite, es war die «goldene Ära» der Juwelierkunst.
Von der Mehrzahl der Namen der damaligen Akteure dieser Juwelierszene hat sich allerdings nur der legendäre Name Fabergé erhalten. Als Stilrichtung und als Symbol dieser Epoche gilt sein Glanz über seine Zeit hinaus, er vertritt heute mit seiner Vollkommenheit alle anderen beschreibenden Begriffe für die Juwelierkunst der Zarenzeit. Zu seinen Glanzzeiten beschäftigte Fabergé 500 Mitarbeiter in seinen Werkstätten. Zweigstellen unterhielt er in Moskau, Odessa und London. Über 250 000 Objekte in Gold, Silber, Emaille, mit Juwelen und Schmucksteinen wurden insgesamt hergestellt. Eine Werkstatt mit 20 Handwerkern war allein damit beschäftigt, die Ahornholzetuis zu fertigen, in die jedes einzelne Stück verpackt wurde.