
Der Reise-Porsche fürs Handgelenk
von Gisbert L. Brunner
- 6. Oktober 2019
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Zum Selbstverständnis von Ferdinand A. Porsche, genannt Eff-A, gehörte es, Praktisches schön und Schönes praktisch zu machen. Dieses Credo trifft auch auf eine neue Reise-Armbanduhr von Porsche Design zu. Seinen Einstand gab der «1919 Globetimer UTC» bereits während der Basler Uhrenmesse «Baselworld» im März 2019. Nun ist diese Armbanduhr auch tatsächlich im Fachhandel erhältlich.
Für Kosmopoliten und Weltenbummler stehen natürlich zunächst die praktischen Aspekte eines Zeitmessers im Vordergrund. Wer beispielsweise aus Zürich kommend in New York landet, muss den Stundenzeiger um sechs Stunden zurückstellen. Und das geschieht bei dieser Armbanduhr ganz einfach mit Hilfe des formschlüssig eingepassten und ergonomisch unterhalb der Schraubkrone positionierten Drückers. Jede Betätigung lässt den kurzen Ortszeit-Stundenzeiger um eine Position nach links springen. Bei Flügen in östlicher Richtung, also beispielsweise nach Tokio bewegt das obere Pendant den Stundenzeiger schrittweise nach rechts. Selbstverständlich besitzt der tickende Newcomer auch eine Datumsindikation. In diesem Fall handelt es sich um einen Zeiger. Selbiger folgt dem Lokalzeit-Stundenzeiger in jeder Richtung. Damit er das auch pünktlich um Mitternacht und nicht um zwölf Uhr mittags tut, muss man die Uhrzeit einmal korrekt einstellen. Dabei hilft ein kreisrundes, linksseitig im Zifferblatt positioniertes Fenster. Tagsüber erscheint dort ein weisser Punkt. Nächtens bleibt die Öffnung hingegen schwarz. Das unterbindet zuverlässig jede Art von Fehlbedienung. Logischer Weise hat das Porsche Design Studio im österreichischen Zell am See auch an die referenz- oder Heimatzeit gedacht. Hierfür ist ein zweiter, deutlich unterscheidbarer Stundenzeiger mit markanter Leuchtspitze zuständig. Er dreht einmal in 24 Stunden und lässt somit auf einen Blick wissen, ob man zu Hause aktiv ist und angerufen werden kann, oder gerade schläft.
Abgeleitet vom Chronographen
Als überzeugendes Indiz dafür, dass bei der Entwicklung dieser Armbanduhr nichts dem Zufall überlassen blieb, können die eingangs erwähnten Einstell-Drücker gelten. Einmal nutzt das Duo mit exakt definitivem Druckpunkt die von Porsche Design seit 1972 kontinuierlich gepflegte Chronographen-Kompetenz. Sie beinhaltet die Möglichkeit, Schaltvorgänge gleichermassen kurzfristig wie präzise auszuführen. Zum anderen gewährleistet die durchdachte Drückersteuerung eine intuitive Bedienung des praktischen Zeitzonen-Dispositivs selbst am Steuer eines Autos. Aufschrauben der Krone und fehlerträchtiges Erspüren der ersten Rastposition zum unabhängigen Verstellen des Ortszeit-Stundenzeigers scheidet aus. Dadurch misst Porsche Design dem Thema Sicherheit die ihm gebührende Bedeutung zu. Das gilt auch für die zwar unwahrscheinliche aber dennoch mögliche Bedienung unter Wasser. Bis zu zehn bar Druck bleibt das nasse Element in jedem Fall aussen vor.
Nicht minder gross geschrieben wird die Ablesbarkeit. Farbliche Kontraste, markante Zeiger, Indexe und Zahlen sowie die grosszügige Verwendung nichts strahlender Super LumiNova-Leuchtmasse lassen selbst bei widrigen Sichtverhältnissen keine Missverständnisse aufkommen. Ein doppelt entspiegeltes und gegen Kratzer hart beschichtetes Saphirglas steigert das Vergnügen bei jedem Blick auf Zifferblatt und Zeiger.
Kooperation fürs Uhrwerk
Im dreiteiligen, 42 Millimeter grossen Gehäuse aus geschwärztem Titan findet sich das exklusive Kaliber 04.110. Als Basis dient ein kraftvolles Eta 2824-A2 mit beidseitig wirkendem Kugellagerrotor, 38 Stunden Gangautonomie und vier Hertz Unruhfrequenz. Seine Vorderseite trägt ein speziell für Porsche Design entwickeltes Zeitzonen-Dispositiv. Weil es eine derartige Zeitzonen-Mechanik nicht gab, kooperierte Porsche Design mit dem altbewährten Spezialisten Dubois-Dépraz. Vor der Serienproduktion musste die ausgeklügelte Mechanik etliche Langzeittests nach den strengen Kriterien der Chronofiable SA über sich ergehen lassen. In dieser Hinsicht unterscheidet sie sich keinen Deut von jenen sportiven Automobilen, welche Porsche Design als leuchtende Vorbildet dienen. Bis zum 5000-fachen des Eigengewichts erstreckt sich der Schlagtest. Und jeder Drücker muss anstandslos 10.000 Schaltzyklen aushalten. Das ist weitaus mehr, als selbst bei intensiver Nutzung auf den «1919 Globetimer UTC» zukommen dürfte. Die künftigen Besitzerinnen und Besitzer können also getrost in die weite Welt reisen, ohne technische Probleme mit ihrer neuen Armbanduhr befürchten zu müssen.
Das Bauhaus lässt grüssen
Nicht von ungefähr kommt schliesslich die Jahreszahl 1919. Sie lenkt den Blick auf das Gründungsjahr des «Bauhaus» in Dessau. Dessen Lehre und Philosophie hat Professor Ferdinand Alexander Porsche geprägt. Seine Grundsätze funktionaler Gestaltung und durchdachter Reduktion sind Leitsätze des nach ihm benannten Designstudios in Zell am See. Dort entstand die runde Schalenform. Sie repräsentiert das Ausgehen von sowie die Rückkehr zu den Ursprüngen und passt daher idealtypisch zu Uhren. «Ein formal stimmiges Erzeugnis braucht keine Verzierung, keine Erhöhung.» postulierte der österreichische Design-Papst. «Es soll durch die reine Form erhöht werden. Die Form sollte durch das Minimum leben, sich verständlich präsentieren, nicht ablenken vom Produkt und dessen Funktion.» Und dem ist mit Blick auf den «1919 Globetimer UTC» nichts hinzuzufügen.
Gisbert L. Brunner ist Mit-Gründer und -Inhaber von www.uhrenkosmos.com
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