
Der Couturier aus Harlem
- 27. Juni 2018
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Die Geschichte von Dapper Dan ist eine, wie sie nur das Leben schreiben kann. In seinem Fall begann sie vor rund 35 Jahren. Man schrieb das Jahr 1983, als Daniel Day alias Dapper Dan seine Schneiderei im Herzen von Harlem an der 125th Street eröffnete. Schnell wurde er der Star der schwarzen Community und schneiderte Outfits für Rapper, Boxer und Gangster auf Mass. Ob LL Cool J oder Mike Tyson – jeder wollte seine Kreationen haben, und nicht umsonst gilt Dapper Dan bis heute als Wegbereiter für Luxus-Streetwear. Streetwear – ein Genre, das in den 1980ern despektierlich als «Ghetto Couture» bezeichnet wurde, schon bald aber seinen Siegeszug um die Welt feiern sollte.
Eine bewegte Geschichte
Doch Dans Kreationen hatten eine «Schwäche»: Seine Kleider waren aus Stoffen mit den ikonischen Logoprints europäischer Modehäuser wie Gucci, Fendi, Chanel und Louis Vuitton bedruckt oder trugen die übergrossen und von ihm interpretierten Logos derselbigen. Schon bald sah sich der Ausnahmeschneider mit Urheberrechtsverletzungsklagen konfrontiert, was schliesslich dazu führte, dass Dapper Dan sein Geschäft 1992 schliessen musste. In der breiten Öffentlichkeit geriet er in Vergessenheit, ein Geheimtipp für die Stars des Untergrunds blieb er jedoch immer. Die surrealistische Wendung der Geschichte folgte mit einem Paukenschlag Ende des letzten Jahres: mit einer Kooperation mit Gucci – damals massgeblich am Untergang des Couturiers beteiligt – 25 Jahre nach der Schliessung seiner Boutique.
Die Renaissance
Vorausgegangen war – für einmal umgekehrt – ein Plagiatsvorwurf von Dapper Dan an die Adresse Guccis, in dessen Kollektion 2018 eine braune Bomber-Jacke aus den 80er-Jahren starke Ähnlichkeit mit seinen einstigen Entwürfen aufwies. Gucci selbst nannte den Look eine «Hommage an Dapper Dan», mit dem Ziel, so Creative Director Alessandro Michele, Dapper Dan zu einer Kooperation zu überzeugen. Mission geglückt. Seit Januar dieses Jahres befindet sich an der Lenox Avenue in Harlem das gemeinsame Studioatelier, in dem der heute 73-jährige Dapper Dan mit von Gucci zur Verfügung gestellten Stoffen und Textilien seinen Geist mit Massarbeiten wieder aufleben lässt.
Zitate
«Ich war den Mainstream-Medien nicht mehr zugänglich, aber alle Rapper und Stricher wussten, wo sie mich finden können.»
«Jeder hat Dapper Dan Tribut gezollt, doch niemand hat ihn je bezahlt.»
«Das Einzige, was ich kopiert habe, war das Logo selbst, und selbst dann habe ich es auf eine Weise gemacht, die noch nie zuvor gemacht wurde.»
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