Das Land der Wüste und des Meeres
- 10. Juli 2012
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Biblische Orte, ein Freiluft-Spa der besonderen Art, grüne Wälder, weite Wüste, fantastische Tauchgründe und eine köstliche Küche: Das macht Jordanien aus. Ein weiterer Vorzug des stabilen Landes im Nahen Osten ist die sehr offene und gleichzeitig unaufdringliche Freundlichkeit der Menschen. Man benötigt ein etwa zwei Meter tiefes Erdloch, ein mehrstöckiges Stahlgestell, Holzkohle, einen feuerfesten Deckel, etwas Lehm zum Abdichten sowie ein ganzes Lamm, ein halbes Dutzend Hühner und kiloweise Gemüse. Danach braucht es Geduld, sehr viel Geduld. Denn fast einen ganzen Tag garen die Zutaten im eigenen Saft luftdicht abgeschlossen in dem traditionellen Erdofen der Nomaden. Dazu gibt es die landestypischen Mezzeh, kalte Vorspeisen wie etwa Houmus, ein Kichererbsenpüree, oder Tabbouleh, ein Petersiliensalat. Und zwar bis der Tisch sich biegt. Dazu arabische Gesänge mit Sternenhimmel über dem Wüstenzelt, ein Blick über das im Mondschein glitzernde Tote Meer und in fast greifbarer Nähe die Lichter Jerusalems. So sieht ein traditioneller arabischer Abend aus, etwa im Fünf-Sterne-Haus Evason Ma’in Hotel östlich des Toten Meeres.
Spa-Kultur im Nahen Osten
Das ist das grösste Freiluft-Spa der Welt mit einem extremen Salzgehalt von durchschnittlich 28 Prozent. Ein Wert, der alle anderen Meere um das Zehnfache übertrifft. Seit der Antike zieht das Tote Meer am tiefsten Punkt der Erde Menschen an. Der Grund sind das gesundheitsfördernde Wasser und das Klima des seit Jahrtausenden genutzten rund 400 Meter unter dem Meeresspiegel gelegenen Gewässers zwischen Jordanien und Israel. Wissenschaftler schätzen, dass darin über 40 Milliarden Tonnen Mineralien gelöst sind. Dazu zählen Magnesium, Kalzium, Brom, Kalium und Schwefel, die für Menschen eine heilende Wirkung haben.
Ein Umstand, den etwa das Kempinski Hotel Ishtar nutzt. Das Haus ist eines der grössten Hotels in Jordanien. Dazu gehört ein Anantara-Spa, der grösste Indoor-Spa im Nahen Osten mit mehr als 20 Behandlungsräumen. Geboten wird dort auch ein so genanntes Kleopatra-Bad mit Milch und Rosen. Doch seit einigen Jahren sinkt der Wasserspiegel des Toten Meeres jedes Jahr um bis zu 70 Zentimeter. Der Grund: Das Wasser des Flusses Jordan, Zulauf des Toten Meeres, wird von Jordanien wie auch von Israel für die Landwirtschaft benötigt. Nun soll möglicherweise ein Tunnel vom Golf von Aqaba, einem der schönsten Schnorchel- und Taucherparadiese der Welt, hin zum Toten Meer Abhilfe schaffen. Verschiedene Machbarkeitsstudien sollen in diesem Jahr in Auftrag gegeben werden, damit das einzigartige Naturphänomen Totes Meer erhalten bleibt.
Die Herrscher des Landes
Der haschemitische König Abdullah II. und Königin Rania besuchen diesen aussergewöhnlichen Ort regelmässig. Der im Land sehr beliebte Herrscher agiert seit langer Zeit besonnen in der Region mit zahllosen Konflikten. Damit machte er Jordanien zu einem dringend benötigten verlässlichen Partner und ausgleichenden Faktor im Nahen Osten. Seine Frau ist im In- wie auch im Ausland nicht weniger angesehen. Sie wurde erst jüngst vom «Forbes Magazine» für ihr Engagement für Bildung und Menschenrechte auf die Liste der hundert mächtigsten Frauen der Welt aufgenommen.
Das Königspaar herrscht über das Land mit sechs Millionen Einwohnern. Jordanien hat keine nennenswerten Öl- oder Gasvorkommen, anders etwa als der Nachbarstaat Saudi-Arabien. Mehr als 90 Prozent der Bevölkerung sind Moslems, viele davon palästinensischer Herkunft. Sie begegnen Besuchern des Landes von der vergleichbaren Grösse von Bayern und Baden-Württemberg mit Toleranz, Interesse und Freundlichkeit. In dem Königreich befinden sich viele archäologisch wichtige Stätten, die auch für Christen von Bedeutung sind.
Etwa der Berg Nebo, den man bei einer Tour in den Süden nach Petra passieren kann. Von dort aus soll Moses das gelobte Land gesehen haben, ohne es je zu betreten. Der Überlieferung nach befindet sich auch Moses’ Grab auf der das Tal des Jordan überragenden Anhöhe. Weiter Richtung Süden gelangt man nach Petra. Hufgeklapper der Kutschenpferde hallt durch die Schlucht, dem Siq, der rosaroten Felsenstadt der Nabatäer wider. Sie war ein Knotenpunkt lukrativer Handelsrouten, die China im Osten mit Rom im Westen verband. Petra ist mehr als 2000 Jahre alt und von der UNESCO als Weltkulturerbestätte geadelt. Nach der Wanderung durch die rund einen Kilometer langen bisweilen nur zwei Meter breiten und 80 Meter in die Höhe ragenden Felswände eröffnet sich ein Blick auf prachtvolle Felsengräber, Tempelfassaden, Totenhallen und Felsreliefs. Nach dem Besuch sollte man Zeit einplanen, um das jordanische Nationalgericht in einem der Lokale der Stadt zu probieren, etwa im Sun City Restaurant. Mansaf heisst das Gericht aus Lammfleisch, Joghurtsosse sowie Reis,das traditionell auf grossen runden Platten für mehrere Personen serviert wird. Gegessen wird mit den Fingern.
Filigrane Kunst und antike Kultur
So gestärkt geht die Reise zu einer bedeutenden religiösen Ausgrabungsstätte am Toten Meer vorbei in Richtung Norden weiter. Dort liegt Madaba, die Stadt der Mosaike. In der zeitgenössischen griechisch-orthodoxen Kirche St. George befindet sich die aus kleinen Steinen zusammengesetzte älteste Karte des Heiligen Landes als Bodenmosaik aus dem sechsten Jahrhundert. Höher im Norden befindet sich die Stadt Jerash, eine der am besten erhaltenen römischen Städte der Welt. Säulenhaine, Tempel und Amphitheater prägen diesen Touristenmagneten. Pinien, Pistazien und Eichen gehören zum Bild des unweit von Jerash gelegenen Ajloun-Naturschutzgebietes. Dort können Aktivurlauber verschiedene Touren durch ein Forstgebiet machen, in dem die jordanische Nationalblume, die schwarze Iris, vorkommt.
Charakteristisch für die Landwirtschaft in Jordanien sind Oliven, Mandeln, Feigen, Aprikosen, Pfirsiche und Datteln – diese Früchte werden in einer hervorragender Qualität produziert, gelten etwa die jordanischen Datteln der Sorte Medjoul als die besten der Welt. Sie gedeihen auf verschiedenen landesweiten Farmen, wie etwa der Al Baraka Farm unweit von Amman. In der Metropole werden sie beispielsweise bei Zalatimo Sweets verwendet. Dort versteht man das Geschäft mit der Produktion von Baklava aus Blätterteig, Feigen, Pistazien und Datteln. Und das bereits in der dritten Generation. Die landestypischen Süssigkeiten findet man in der Altstadt und den Souks, den bunten Basaren, an jeder Ecke. Auch beim Genuss einer Wasserpfeife werden die süssen Speisen gerne in einem der vielen Cafés der Hauptstadt gereicht. Sie ist bekannt für den Zitadellenhügel mit einer Festungsanlage, in der Spuren neolithischer, hellenistischer, spätrömischer und islamischer Zeit zu sehen sind. Und noch etwas bietet die Erhebung – einen fantastischen Blick über die so genannte «Weisse Stadt» bei Sonnenuntergang.