
Blaues Wunder
- 10. Juli 2012
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Mehr Power, weniger Gewicht. Mit diesem Rezept hat der Aston Martin Vantage S alle Zutaten, um auch auf der Rennstrecke eine gute Figur zu machen. PRESTIGE durfte den hübschen Briten auf der anspruchsvollen Ascari-Rennstrecke testen. Wenn es ein irdisches Paradies für Rennfahrer gäbe, sähe es so aus wie das Ascari Race Resort. Die vom holländischen Multimillionär Klass Zwart gebaute Rennstrecke wurde im andalusischen Ronda perfekt in die Natur eingebettet. Rundherum Wiesen, Wälder und ein Clubhaus mit Swimming-Pool. Wünscht man sich noch mehr? Klar, ein passendes Fahrzeug, um die laut Fernando Alonso «anspruchsvollste Rennstrecke der Welt» kennenzulernen. Fast jede Kurve ist ein Nachbau der berühmtesten Rennstrecken der Welt (Nordschleife, Brands Hatch, Bathurst, Spa und Silverstone). Also wie wärs mit einem Aston Martin? Der neue Vantage S bietet sich förmlich an für den paradiesischen Tag im sonnigen Spanien. Zugegeben, der sportliche V8 kommt für unseren Geschmack etwas zu früh nach der Leichtbauversion N420. Mit mehr Leistung und verbesserter Technik kannibalisiert er den mit Nordschleifen-Genen versehenen Strassenrenner schon etwas. Im Vergleich zum «normalen» Modell wartet der S mit vielen Verbesserungen auf. Natürlich sind diese der britischen Schönheit kaum anzusehen.
Zum Glück! Denn die Karosserie sieht so schnörkellos schön aus, dass jede Veränderung eine Verschlimmbesserung darstellen kann . Darum hat der Schönheitschirurg ein rennsportorientiertes Gesicht mit Karbon-Lippen geschaffen. Grösser sind die Eingriffe unter dem hübschen Blechkleid. Das halbautomatische Sportshift-II-Getriebe schaltet rund 20 Prozent schneller als beim Vorgänger und dank sieben Gängen sportlicher. Neue Federn und Dämpfer, breitere Hinterräder und speziell für den Vantage S entwickelte Bridgestone-Gummis sorgen für ein merklich agileres Handling.
Fahrvergnügen
Die Morgensonne lacht uns entgegen, als wir endlich den Helm anziehen und uns ins kleine, aber feine Cockpit einfädeln dürfen. Der Zufall will es, dass Chefinstruktor Simon gerade bei PRESTIGE ins Auto steigt und dem Tester vom Beifahrersitz keine Atempause gönnt.
« Du bremst immer zu spät! Man merkt, dass Du Rennkart fährst…», muss ich mir anhören. Simon hat Recht. Auch ein sportliches Strassenfahrzeug wiegt eben über 1,5 Tonnen und somit 1,4 Tonnen mehr als mein Trainingsgefährt. Der Vantage S kann nur richtig schnell bewegt werden, wenn der Fahrer sehr feinfühlig mit ihm umgeht. Zu hart bremsen macht ihn instabil, zu brüsk einlenken ebenso. Wie gut und effizient die elektronischen Fahrhilfen einsetzen, wird beim Karussell klar. Der Blick aufs Display zeigt, dass die ebenfalls neue, dynamische Stabilitätskontrolle bereits am Regeln ist. Wohlgemerkt ohne, dass wir etwas davon gemerkt hätten. Ohne Fahrhilfe hätten wir jetzt eine schöne Pirouette gedreht.
Runde für Runde wächst das Vertrauen in das Fahrzeug und das eigene Können. Nach der Mittagspause und zu Herzennehmen von Simons Kritik gelingen die schönsten Runden. Fahrer, Fahrzeug und Rennstrecke verschmelzen zu einer harmonischen Einheit. Und dann dieser Sound! Ein neuer Auspuff mit mehr Durchlass inklusive geänderter Steuerung für das Einlasssystem sorgt für Hühnerhaut. Marvelous!
Was fehlt am neuen Vantage S? Diesem sportlichen Baby-Aston stünde ein noch sportlicheres Interieur mit weniger Gewicht, dafür mehr Alcantara und Karbon sehr gut. Doch das ist Jammern auf sehr hohem Niveau. Schliesslich fahren die meisten Besitzer auf öffentlichen Strassen und nicht auf Rennstrecken herum.
Wie immer, wenn wir Abschied von einem Testfahrzeug nehmen müssen, nehmen wir einen letzten Augenschein. Die neue blau-metallic-Lackierung sieht bei jedem Licht betörend aus. Etwas frecher als es die Kunden beim Ordern mögen. Aber passend zum aufmüpfigen neuen Familienmitglied, welches sich im Aston-Rudel mit seinen Fahrleistungen und seinem animalischen Röhren schnell Respekt verschaffen wird.