Blauer USA – nicht nur für Officer
- 10. Juli 2012
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Dieses Mal ist es umgekehrt. Ein Amerikaner macht sich auf nach Italien, um den italienischen Traum zu leben. In Montegalda, einem kleinen Ort in Norditalien, rund 30 Kilometer von Venedig entfernt, wird ein kreativer Italiener sein Pate. Alles begann mit Uniformen in den USA. 1935 spezialisierte sich die Firma Blauer auf besonders funktionelle und robuste Materialien. Sommer wie Winter glichen diese Temperaturen aus oder hielten sie konstant. Erster Kunde wurde die amerikanische Polizei. Gerade wegen der robusten Materialien, der sehr guten Verarbeitung und wegen dienstlich wichtiger Details wurden die Uniformen von Blauer unverzichtbar für alle Officer . Spezielle Laschen für Schlagstöcke und Stabtaschenlampen wurden exakt am richtigen Ort, sozusagen griffbereit, an den Blousons und Jacken angebracht. Wenig später entdeckte auch die US Army die Vorzüge des Uniform-Spezialisten und unterschrieb einen Fertigungsvertrag für sämtliche Dienstkleidung. Auch die US Navy und sogar die Sicherheitsbeamten des Weissen Hauses kleideten bald ihre Einheiten in Blauer-Uniformen.
Das Firmenmotto: Leistung ohne Kompromisse!
Die Funktionalität der Stoffe wurde kompromisslos durch eine gute Passform begleitet. Alles war nicht nur sehr funktionell, alles war auch sehr bequem. Die breite Masse kam nicht in den Genuss, Blauer- Modelle zu kaufen. Sie waren ausschliesslich bei speziellen Agenturen erhältlich, wo nur das autorisierte Personal der jeweiligen Dienstabteilungen einkaufen durfte.
Seit 2003 ist das anders. Das italienische Modeunternehmen F.G.F. Industry S.p.A. mit Sitz bei Treviso, Norditalien, besitzt nun eine Lizenz von Blauer. Angeführt von Enzo Fusco, Inhaber und Chefdesigner F.G.F, bewahrt es die Tradition des amerikanischen Mutterhauses und übersetzt diese in moderne Modekollektionen. Unter seiner Leitung entstehen jährlich zwei Kollektionen für Frauen, Männer und Kinder. Gleich geblieben sind das funktionale Material, einige Uniformgadgets und das Label der amerikanischen Polizei am rechten Oberarm. Die Schnitte sind immer noch bequem, aber angepasst. So ist gerade die Damenmode von Blauer Made in Italy sehr figurnah.
Dass aller Ursprung eine Uniform war, sieht man auch heute noch. Allerdings sehr modisch übersetzt. So sind Kapuzen von Daunenjacken Pelz-verbrämt, schlichte technische Materialien mit Glanz veredelt, das klassische Farbspektrum um viele Modefarben erweitert. Unverwüstlich, modern, trotzdem klassisch und zeitlos ist die italienische Fashionmarke Blauer USA.
Der Kopf dahinter: ein italienischer Padrone, von der gesamten Familie in seiner Arbeit unterstützt. Enzo Fusco, meist mit Havanna-Zigarre im Mund, hat die Zügel fest in der Hand. Seine Frau Silvana und Tochter Federica sind für die Öffentlichkeitsarbeit und das Marketing verantwortlich, unter seiner Leitung allerdings . Selbst sein Schwiegersohn arbeitet mit: Giuseppe D’Amore ist für die Marke Blauer Helmets, die Motorradhelme entwickelt und produziert, zuständig.
Enzo ist ein liebenswerter Padrone mit viel Humor und Charme. So empfängt er uns auch in seinem Büro in seiner Villa bei Treviso:
Prestige : Wie kam Ihr Kontakt zu Blauer in den USA zu Stande?
Enzo Fusco: Ich habe Uniformen schon immer geliebt und mir viele Details davon abgeguckt. Der erste Kontakt kam über einen Freund zu Stande, denn ich kannte die Marke Blauer bereits und wusste, dass es ein altes traditionelles Unternehmen war. Mein Freund stellte den Kontakt her und ich reiste in die USA und verhandelte dort über eine Lizenz für Europa.
Haben Sie irgendwelche Vorgaben vom Mutterhaus bei der Entwicklung Ihrer Fashion- Kollektionen?
Nein, da bin ich total frei. Allerdings hat Blauer in den USA einen sehr seriösen Ruf als Uniformproduzent, und deshalb lege ich dort meine fertigen Entwürfe vor, so dass sie ihr Veto einlegen könnten. Was bisher allerdings noch nie der Fall war.
Was unterscheidet die Blauer-Outdoor-Mode von anderen Outdoor-Marken?
Viele konzentrieren sich sehr auf modische Aspekte, wie zum Beispiel Moncler. Sie konzentrieren sich auf die Entwicklung vor allem modischer Daunenjacken, wir hier konzentrieren uns zuerst auf die Funktionalität. Wir sind ein echter Outdoor-Spezialist, der erst nach der Funktion die modischen Aspekte zufügt. Ausserdem bieten wir zusätzlich auch T-Shirts, Sweatshirts, Pullover und Hosen an. Man kann sich also Sommer wie Winter von Kopf bis Fuss in Blauer kleiden.
Sie verwenden viele Materialien aus Japan, was macht diese so besonders?
Japan ist in der Entwicklung neuer Stoffe und Materialien viel innovativer als Europa. Sie arbeiten mit speziellen Nylonfasern und auch mit neuen Mikrofasertechniken. Man muss sich ja nur die japanischen Jeansstoffe angucken, die sind einfach fantastisch und einzigartig.
Erzählen Sie etwas über die «Blauer Retro 60er Kollektion».
Wir präsentieren jedes Jahr zwei, drei Stücke, die originale Blauer-Modelle aus den 60ern als Vorlage haben. Dort übersetzen wir nur die Passform von heute, die sich ja im Vergleich zu damals stark verändert hat. Diese Kollektionsteile sind etwas modernisiert, sie repräsentieren aber den speziellen Style der 60er.
Wir haben sogar ein spezielles Retro-Etikett eigens dafür entwickelt.
Verwenden Sie auch Schnittmuster von damals?
Nein, das ist gar nicht möglich, denn die Schnitte sind für kräftige und grosse amerikanische Männer konstruiert. Die meisten europäischen Männer würden darin versinken. Wir konstruieren hier alle Schnitte neu.
Wer ist die Blauer Zielgruppe?
Es gibt keine eindeutige Zielgruppe. Blauer wird von Jung bis Alt getragen. Unsere Kunden sind Studenten, Business-Leute sowie Menschen, die in ihrer Freizeit gerne draussen sind.
Blauer ist der Hollywood-Liebling. Nennen Sie ein paar Namen.
Da gibt es einige. Um drei zu nennen: Sean Penn, Kylie Minogue und Suri Cruise.
Haben Sie ein bestimmtes Markenzeichen, das man in allen Kollektionsstücken wiederfindet?
Mein Markenzeichen ist sicher der Mix zwischen Uniformkleidung und Streetwear.
Ihr Erfolgsgeheimnis?
Viel, viel Arbeit! Grosser Einsatz und eine unbändige Liebe und Hingabe zu dem, was man tut. Ausserdem sollte man niemals den Blick für das Wesentliche verlieren. Man muss neben aller Hingabe auch das grössere Umfeld beobachten, um zum Beispiel zu bemerken, wenn sich der Markt oder die Bedürfnisse verändern. Aber an allererster Stelle Hingabe, Liebe und Begeisterung für das, was man tut.
Ihre Zukunftsvision?
Die Welt der Mode ist so schnelllebig, es geht immer auf und ab. Für mich ist es wichtig, in Zukunft immer geradeaus zu laufen und mich nicht von meiner Linie abbringen zu lassen.
Ihr Fashion Must Have für 2012?
Heute kann man alles Modische bei Zara und H&M kaufen, doch das Wichtigste sind die Accessoires, die sollten immer original sein. Mein Credo ist, dass jeder Mensch das tragen sollte, was ihm gefällt. Niemand sollte sich diktieren lassen, was er zu tragen hat!