
Ausstellung im Uhrenmuseum Beyer: « Ikonen der Zeit» 150 Jahre IWC
- 10. Juli 2018
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Pioniergeist
Die Geschichte von IWC beginnt mit Pioniergeist und einer mutigen unternehmerischen Idee: 1868 gründet der amerikanische Uhrmacher Florentine Ariosto Jones in Schaffhausen die International Watch Company. Mit Hilfe hoch qualifizierter Schweizer Fachkräfte, moderner Maschinentechnik und der Wasserkraft des Rheins will er Taschenuhrwerke von höchster Qualität für den US-Markt herstellen. 1880 kauft die Schaffhauser Industriellenfamilie Rauschenbach das gesamte Unternehmen und beginnt damit, die Uhren weltweit zu verkaufen. Die Familie Rauschenbach etabliert IWC in der Folgezeit als eine der renommiertesten Schweizer Uhrenmanufakturen. IWC stellt ab 1884 die ersten Pallweber-Taschenuhren mit digitaler Anzeige der Stunden und Minuten her.
Plan des IWC Kalilber 52/53 – 1904
Die Taschenuhrwerke Kaliber IWC-19’’’ Savonette oder Lépine unterscheiden sich durch die Anordnung der Aufzugwelle, des Minutenrads und des Sekundenrads. Bei der Savonette mit Aufzugskrone bei 3 Uhr sind die Werkelemente im 90 Grad Winkel angeordnet, bei der Lépine mit Aufzugskrone bei 12 Uhr in einer geraden Linie. Die Sekundenanzeige ist damit immer bei 6 Uhr. Später wurden die Kaliber in 52 (Lépine) und 53 (Savonette) umbenannt. Sie sind die meistgebauten Taschenuhrwerke der Manufaktur. Ihre Zuverlässigkeit und Präzision machen IWC um die Wende zum 20. Jahrhundert als Hersteller von Präzisionsuhren berühmt.
Uhrwerkteile zur Herstellung des Jones-Kalibers
In der original erhaltenen Arbeitsbox aus der Uhrwerksmontage sind Werkteile für zehn Uhrwerke des Kalibers Jones untergebracht. Die Jones-Werke werden in Zehner-Serien nach den modernsten amerikanischen Fertigungsmethoden produziert.
Wahrscheinlich 1856 tritt F.A. Jones in die Boston Watch Company ein, die später zur grössten Uhrenfabrik des 19. Jahrhunderts wird. Um 1857 verlässt Jones das Unternehmen und arbeitet für Edward Howard (1813–1904), einen Begründer des «American system of watchmaking». Jones wird einer der führenden Manager in der E. Howard Watch and Clock Company und erwirbt detaillierte Kenntnisse über Fertigungsprozesse und Arbeitsorganisation in den USA. In Schaffhausen stellt Jones erstmals in der Schweiz Qualitätsuhren nach dem amerikanischen System her.
IWC Pallweber Uhrwerk, Zifferblattseite
Im Sommer 1884 läutet IWC das digitale Zeitalter ein: Die ersten Taschenuhren mit Sprungziffern verlassen die Manufaktur. Sie basieren auf dem System des in Salzburg ansässigen Uhrmachers Josef Pallweber und zeigen Stunden und Minuten mit grossen Ziffern auf rotierenden Scheiben an. Johannes Rauschenbach-Schenk, der IWC damals leitet, ist fasziniert von der modernen Form der Zeitanzeige und sichert sich die Patente an den zeigerlosen Uhren. Die Gangreserve der Pallweber-Taschenuhren ist verhältnismässig niedrig. IWC kann die Konstruktion erheblich verbessern. Die Taschenuhren, von denen in Schaffhausen rund 20 000 Stück hergestellt werden, sind fünf Jahre lang ein Verkaufsschlager. Um 1890 wird die Produktion eingestellt. Erst fast 100 Jahre später kehrt mit den Quarzuhren die digitale Zeitanzeige wieder zurück.
IWC – Das Familienunternehmen und die internationalen Märkte
Nach dem Tod von Johannes Rauschenbach-Schenk übernimmt 1905 Ernst Jakob Homberger das Ruder bei IWC. Homberger ist über die Heirat mit Rauschenbachs jüngster Tochter zur Familie gestossen. In den Höhen und Tiefen des 20. Jahrhunderts gelingt es der Familie Homberger, IWC nicht nur als Unternehmen im Geiste von F. A. Jones weiterzuführen, sondern auch, mit innovativen Schöpfungen wie den Flieger-, Portugieser- und Ingenieuruhren ikonische Uhrenmodelle in den Märkten weltweit zu präsentieren. Mit Albert Pellaton verpflichtet er 1944 einen ausgewiesenen Spezialisten für technische Fragen und Produktionsabläufe als technischen Direktor für IWC. 1955 stirbt Ernst Jakob Homberger, und sein Sohn Hans Ernst übernimmt bis 1978 die Leitung von IWC.
IWC spezialisiert sich schon früh auf die Herstellung technisch hochentwickelter Uhren für die Luftfahrt. Die Söhne des damaligen Firmeninhabers Ernst Jakob Homberger sind begeisterte Piloten und ermutigen den Vater 1936 eine Spezialuhr für Flieger herzustellen. Die Uhr ist besonders robust und stabil. Sie hat einen Drehring zur Flugzeitmessung und nachtleuchtende Zeiger und Ziffern. Sie ist antimagnetisch und resistent gegen Temperaturschwankungen von -40° C bis +40° C.
Die IWC-Fliegeruhr Mark 11 Ref. 6B/346 wird von vielen Navigatoren und Piloten eingesetzt. IWC entwickelt 1948 die Uhr nach den Anforderungen der Royal Air Force. Die technischen Vorgaben sind herausfordernd. Um das Uhrwerk vor Magnetfeldern zu schützen, konstruieren die IWC Ingenieure im Gehäuse einen Weicheisenkäfig. Dieser schützt das Werk gegen Magnetfelder bis zu 80.000 Ampere/Meter. Dank des präzisen Uhrwerks kann der Navigator exakte Positionsberechnungen durchführen. Ab 1949 wird die Uhr an die RAF und andere Commonwealth-Nationen wie Australien, Neuseeland und Südafrika geliefert. Es werden auch zwei Zivilversionen gebaut, eine davon für die Fluggesellschaft B.O.A.C.
Uhrmacherkunst für die Ewigkeit
Der hohe Goldpreis, der starke Franken und das Aufkommen von günstigen Quarzuhren ziehen die Schweizer Uhrenindustrie Mitte der 1970er-Jahre stark in Mitleidenschaft. Mit der Entwicklung komplizierter Uhren in Zeiten der Quarzkrise startet IWC eine Konterrevolution gegen billige Quarzuhren. Die Haute Horlogerie kommt in Schaffhausen nun voll zur Geltung. Mit ewigem Kalender und Mondphasenanzeige entwickelt Meisteruhrmacher Kurt Klaus Da Vinci Uhren, welche buchstäblich für die Ewigkeit konzipiert sind. Das Kalendermodul benötigt bis 2499 nahezu keine Korrektur und lässt sich ganz einfach über die Krone einstellen. 1990 erklimmt IWC mit der Grande Complication den Gipfel der Haute Horlogerie. Zum 125-Jahr-Jubiläum wird 1993 mit der «Il Destriero Scafusia» die zu jener Zeit komplizierteste Armbanduhr der Welt lanciert.
Innovationen bei Material und Design
In den 1980er-Jahren läutet IWC nicht nur die Rückkehr zur Mechanik ein, sondern begründet auch ihre bis heute einzigartige Materialkompetenz: 1980 verarbeitet IWC weltweit als erste Uhrenmanufaktur den zukunftsweisenden Werkstoff Titan. 1986 präsentiert die Manufaktur aus Schaffhausen die erste Armbanduhr mit einem Zirkoniumoxid-Keramik-Gehäuse. Mit den Porsche-Design-Uhren beginnt eine neue Ära sportlicher, spannender und betont männlicher Zeitmesser. Unvergessen sind die erste Armbanduhr mit eingebautem Kompass oder die bis 2000 Meter wasserdichte Ocean 2000.
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