
Auf Kufen durchs verschneite Lappland
- 14. Januar 2013
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Eine Schlittenhundtour durch den Norden Finnlands ist der Traum vom Wintermärchen und zugleich eins der grössten Outdoor- und Naturerlebnisse in der unberührten Winterlandschaft unterm Polarlicht. Schneesicherheit ist der Trumpf von Lapplands Winter, der hier tiefer, kälter und länger ist. So kann man im Norden Finnlands noch im April 16 Stunden bei strahlendem Sonnenschein Ski fahren oder auf Schneeschuhen wandern. Das atemberaubendste Abenteuer jedoch ist ohne Zweifel eine Schlittenhundtour durch die schneebedeckten, fast menschenleeren Weiten des Landes.
Unterwegs auf 36 Pfoten
Ein ohrenbetäubendes Heulen und Gebell zerreisst die Ruhe und Stille der finnischen Schneelandschaft. Doch kaum löst man die Bremsen des Schlittens, rennen vier bis sechs Huskies los, als gebe es kein Morgen mehr. Und plötzlich gibt es nur noch Stille und eine fantastische Winterlandschaft. Erst bei kalten bis eisigen Temperaturen fühlen sich Schlittenhunde so richtig wohl – mit viel Freude am Laufen ziehen sie Gespanne durch die verschneite Landschaft Lapplands. Ohne störende Motorgeräusche oder stinkende Abgase rauscht das Gespann aus Schlittenhunden, Schlitten und Lenker durch ein Winterwonderland.
Allen Huskies gemeinsam ist der "Desire to go" – die Leidenschaft am Laufen. Bis zu 7000 Kilometer legen Schlittenhunde in einem Winter zurück. Denn Huskies wollen immer laufen. Sie sind daran gewöhnt, in der Wildnis unter härtesten Bedingungen zu überleben und grosse Strecken zurückzulegen, um Nahrung zu finden. Daher wartet das Hundeteam stets freudig und mit lautem Geheul auf seinen Musher, den Lenker des Schlittens. Erst wenn Sie den Schneeanker aus dem Schnee ziehen und mit rauschender Geschwindigkeit in die finnische Weite hinausfahren, weicht das Heulen einem Hecheln und man hört nur noch die Kufen im glitzernden Pulverschnee. Dann wird es ruhig und man erfährt die Stille und spürt die trockene Kälte des finnischen Winters – und die rührende Wärme, die die Hunde ihrem Musher entgegenbringen. Dieses intensive Zusammenspiel von Mensch, Tier und Natur ist ein einzigartiges Erlebnis, welches man garantiert nie mehr vergessen wird. Um sich von der entwaffnenden Freundlichkeit, dem Übermut und dem Eifer der Schlittenhunde begeistern zu lassen, muss man kein Hundenarr sein. Nach ein paar Kilometern haben sich auch Ungeübte an die wackeligen Kufen gewöhnt Und auch die Kommandos, das Bremsen und die Gewichtsverlagerung, um die Kurven besser zu kriegen, sind schnell gelernt. Danach heisst es einfach nur geniessen: knirschender Pulverschnee unter den Kufen, sanfte Hügel, weisse Bäume und die grösste scheinbar menschenleere Wildnis Europas. Kurz, ein einzigartiges Gefühl von Freiheit.
Irgendwo im Winterweiss wird zwischendurch immer wieder gerastet, ein Lagerfeuer im Schnee entfacht und beispielsweise Lachssuppe gekocht. Am Horizont können vorbeiziehende Rentierherden beobachtet werden und man lauscht auf die leisen Töne des Waldes. Füchse und Rentiere sind auf den Touren häufig zu sehen, aber keine Menschen – in Lappland leben statistisch nur 0,5 Einwohner pro Quadratkilometer, dafür gibt es aber rund 200 000 Rentiere. Heisser Tee wird in geschnitzten Holztassen serviert, an deren Rändern man sich nicht die Lippen verbrennen kann.
Zwiebelschichten und Feuermachen
Das kontinentale Klima beschert Lappland schneesichere Verhältnisse von Dezember bis April. Temperaturen bis minus 30 Grad sind zwar möglich, aber auf Grund der trockenen Luft durchaus erträglich. Vor der Kälte muss man sich also nicht fürchten, und wer sich Sorgen macht, man müsse sich für eine Reise in den hohen Norden für viel Geld neu einkleiden, dem sei versichert, dass normale Skibekleidung meist ausreicht. Die Spezialausrüstung für Ausflüge mit dem Hundeschlitten wird von den Anbietern vor Ort zur Verfügung gestellt. Grundsätzlich bewährt sich das Zwiebelprinzip: mehrere Schichten, damit man auch mal was ausziehen kann. An einem schönen Wintertag wird es bei etwas Bewegung unter den dicken Kleidern manchmal doch recht heiss!
Abends in den gemütlichen Wildmarkhütten ohne Strom und fliessend Wasser (was das Gefühl von Abenteuer enorm steigert) erzählen die Guides eine Menge über alte Traditionen der Region. So lernen die Teilnehmer auf den abenteuerlichen oder romantischen Touren durch den Schnee sowohl das Land zu schätzen als auch die Möglichkeit, sich mit Schlittenhunden fortzubewegen.Vorher heisst es jedoch arbeiten – und zwar für alle. Einer muss sich ums Wasserholen kümmern. Bewaffnet mit Eisbohrer und Schaufel gehts auf zum See. Denn erst einmal muss das Eis aufgehauen werden, um an das Wasser zu kommen. Unterdessen schwingen andere das Beil. Holz und das gefrorene Fleisch müssen gehackt werden. Und auch wenn langsam der erste Hunger auftritt, es gilt stets die Regel: Die Hunde werden immer zuerst versorgt. Fast ein Kilogramm Fleisch braucht jeder Hund täglich. Die Hütten, in denen übernachtet wird, sind zwar rustikal, doch eine Sauna besitzt jede. Der Saunagang nach dem eiskalten Hundeschlittentag ist obligatorisch, denn die Sauna ist gleichzeitig das Badezimmer und das eiskalte Abkühlwasser die tägliche Dusche.
Husky-Safaris sind nur eine von vielen Arten, Lappland im Winter zu erleben. Motorschlitten-Touren und Schneeschuhwanderungen werden angeboten, ausserdem Rentierausflüge, auf denen man mehr über das Leben der Ur-Lappen, der Samen, erfährt. Eine Schlittenhundtour ist jedoch etwas ganz Besonderes, denn die Verbindung von Mensch, Tier und Natur in einer nur noch selten vorkommenden Harmonie wird einem für immer in Erinnerung bleiben. Und mit ein bisschen Glück brennt der Himmel über alldem sogar sein Feuerwerk aus Nordlichtern in der Polarnacht ab. Grüne Spots schleudert er zwischen den Sternen hervor Richtung Schnee, blinkt und strahlt dabei selber für Sekunden taghell: Das Feuerwerk des Polarlichts Aurora Borealis ist die spektakulärste Inszenierung, die das Firmament auf dem Spielplan hat. Aufgeführt wird sie in fast jeder klaren Winternacht am Himmel über Lappland.