Auf der Suche nach der ewigen Jugend
- 19. Mai 2014
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Der Kampf gegen Falten begann bereits vor über 4 000 Jahren. Die Schönheitsideale haben sich im Laufe der Jahrhunderte gewandelt, aber das Streben nach der ewigen Jugend ist bis heute unverändert.
Besonders den alten Ägyptern war Körperpflege und Hygiene wichtig. Bereits 2 000 Jahre vor Christus salbten, cremten und pflegten sie sich, ganz anders als die Menschen in späteren Epochen. Funde von alten medizinischen Papyrusrollen beschreiben nicht nur die Behandlung von Hautkrankheiten, sondern auch Methoden, um Falten zu reduzieren.Auch im antiken Rom wusch man sich mit aus Gallien importierter Seife und übertrieb es mit der Nutzung von Körperpflegemitteln gern. So ist auch ein Zitat des Komödiendichters Plautus (254 bis 184 v. Chr.) überliefert, in dem er sagt: «Am besten riecht, wer gar nicht riecht».
Bienenwachs gegen Falten
Damals war die Kosmetik ein Bestandteil der Medizin. Galenus von Pergamon begründete als Arzt den wissenschaftlichen Zweig der Arzneimittelzubereitung und der Zubereitung von Kosmetika. Bis heute als Galenik bekannt. Eine seiner Entwicklungen war die Kaltcreme, die mit ihrer Zusammensetzung aus Rosenwasser, Bienenwachs und Olivenöl gegen trockene oder faltige Haut eingesetzt wurde.Griechische Historiker wie Plutarch (45 bis 120 n. Chr.) und Dioscurides (40 bis 90 n. Chr.) berichteten ebenfalls von der Herstellung von Hautsalben und duftenden, pflegenden Ölen.
Körperpflege eine Sünde
Im Frühmittelalter (500 bis 1050 n. Chr.) ging es dann bergab mit der Körperpflege, zumindest im christlichen Europa. Die Kirche betitelte Kosmetika als heidnische Mittel und Frauen, die sich schminkten, galten allgemein als Hure. Ganz anders im Islam, hier stand die Herstellung von Duftölen gerade in ihrer Hochkonjunktur.
Bleivergiftung an der Tagesordnung
Knapp 500 Jahre später erlebten Kosmetikprodukte ein Revival, allerdings weniger unter dem Aspekt der Hygiene. In der Renaissance (15. und 16. Jahrhundert) wurden Makel fleissig überpudert und unangenehme Gerüche wegparfümiert. Besonders der Hautpuder richtete grossen Schaden an. Er bestand meistens aus «Bleiweiss», einem stark bleihaltigen Puder, und sollte, dem Schönheitsideal entsprechend, die Haut weiss bleichen. Geschwüre und Entzündungen waren die Folge, doch sie wurden mit noch mehr Puder abgedeckt oder mit Schönheitspflästerchen aus Samt, Seide oder Leder überklebt.
Schlechte Ratgeber
Sogenannte «Toilettenbüchlein» beinhalteten eine grosse Anzahl an Rezepturen und Beschreibungen zur Herstellung und Anwendung kosmetischer Mittel. Diese «Ratgeber» wandten sich in erster Linie an den weiblichen Adel, aber auch an Ärzte. In ihnen wurde ebenso über die Schädlichkeit bestimmter Inhaltsstoffe aufgeklärt sowie Tipps gegeben, wie diese Inhaltsstoffe festgestellt werden könnten.
Die schädigenden Wirkungen bleihaltiger Puder und Schminken waren schon lange bekannt, sodass in den Toilettenbüchlein unschädliche Ersatzmittel vorgeschlagen wurden. Nichtsdestotrotz tauchten die vorher als schädlich bezeichneten Substanzen in einigen der Rezepturen dennoch auf, wie z. B. im Falle des «Bleiweiss» für Schminke, da es nach wie vor die beste Deckkraft besass.
Je weniger Blut, desto schöner
Im 17. Jahrhundert, der Barockzeit, rieben sich die Menschen nur noch mit feuchten Tüchern ab. Es herrschte die Angst, dass über das Wasser Pesterreger durch die Poren der Haut gelangen könnten. Aderlass für eine «natürliche» Blässe und die Einnahme vom Gift Atropin (Gift der Tollkirsche) für einen grossäugigen «Rehblick», standen auf der Tagesordnung.
Kunst oder Medizin?
Im Laufe des 18. Jahrhunderts verbreitete sich in Frankreich die Bezeichnung «cosmétique», die sich aus dem griechischen «kosmetikos» herleitete, was «den Schmuck betreffend» bedeutet. Erst um 1850 gelangte der Begriff «Kosmetik» von Frankreich aus in den deutschen Sprachraum, wo allgemein auch weiterhin von Schönheitsmitteln die Rede war. Im wissenschaftlichen Sprachgebrauch wurde noch bis ins 18. Jahrhundert zwischen «cosmetica medicamenta» und «cosmotia ars» unterschieden. Handelte es sich bei Ersteren um «schmink-arzneyen», d. h. äusserlich angewandten Medikamenten, die z. B. Unreinheiten der Haut beseitigten und die Haut rein-weiss hielten, verstand man unter «cosmotia ars» färbende Substanzen, die keine Mängel beheben, sondern sie nur überdecken sollten. Später wurden sie auch als «ars cosmetica» bezeichnet.
Selbst ist die Frau
Der Brockhaus von 1898 verstand unter kosmetischen Mitteln: «Alle Zubereitungen zu dem Zwecke, die Haut geschmeidig zu machen, ihre Farbe zu verbessern, Flecke, Ausschläge und Finnen von da zu vertreiben, ihre Runzeln zu ebnen und Haare zu färben. Kosmetische Präparate haben den Zweck, Schönheitsfehler des menschlichen Körpers zu beseitigen oder zu verdecken». Noch bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts wurden kosmetische Mittel zum Eigengebrauch selbst hergestellt, wie die vielen «Toilettenbüchlein» belegen.
Das Geheimnis des Erfolges
Der grösste Teil zu kaufender kosmetischer Mittel wurde fortan als «Geheimmittel» angepriesen. Der Begriff «Kosmetik» war lange Zeit über mit Geheimnisvollem und auch mit Aberglaube verbunden. Gerade das Geheimnisvolle, das rational nicht Erklärbare, verhalf vielen Geschäftsleuten schon damals, grosse Gewinne zu erzielen. Inhaltsstoffe wurden nicht deklariert und Versprechen wurden viele gemacht. Noch heute ist eine exakte Definition des Begriffs «Kosmetik» schwierig, da sie nach wie vor auch ein Synonym für Schönheit ist. Da Schönheit im Auge des Betrachters liegt, von der jeweiligen Kultur geprägt und der Mode unterworfen ist, gilt der Begriff nicht als objektive Definition. Ein Faktor hat sich allerdings niemals verändert: Schon immer strebten die Menschen die ewige Jugend an. Die Erwartung an kosmetische Mittel war und ist das Erreichen eines jugendlichen Erscheinungsbildes.