
Auch ein Zuhause für edle Tropfen
- 30. Juni 2017
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Seit 1776 lockt San Francisco vom Goldgräber bis zum Computerprofi Menschen an, die hier oft sesshaft werden, auch wenn sie eigentlich nur auf der Durchreise waren. Nach einem Besuch der vielleicht unamerikanischsten Stadt der USA werden auch Sie wissen, warum Tony Bennett seit 1962 singt: «I left my heart in San Francisco.»
«If you’re alive, you can’t be bored in San Francisco. If you’re not alive, San Francisco will bring you to life», beschrieb der US-amerikanische Romanautor William Saroyan die Lebenslust, die diese Stadt am Pazifik versprüht. Dieser weltoffene, tolerante Lifestyle zieht jährlich 18 Millionen Besucher an, die gleich nach der Ankunft erst mal zum Wahrzeichen der Stadt pilgern: der Golden Gate Bridge. Ein magischer Anblick, der nicht jedem Besucher vergönnt ist. Denn auch der Nebel ist hier in San Francisco schon eine eigene Sehenswürdigkeit geworden. Genauso wie die ehemalige Gefängnisinsel Alcatraz, auf der Al Capone einsass, oder die Painted Ladies – ein Strassenzug aus farbig gestrichenen Holzhäusern aus dem 19. Jahrhundert – und die Cable Cars, die die steilen Strassen rauf und runter rattern. Die Lombard Street gilt als kurvenreichste Strasse der Welt mit einem Gefälle von 27 Prozent und darf auf keinen Fall beim Sightseeing ausgelassen werden.
Die exklusivste Weinprobe der Welt
Von den bekannten Wahrzeichen der Stadt hört man viel, aber wir haben einen echten Geheimtipp gefunden: Die «San Francisco Champagne Society». Um sich in diese Champagner-Boutique überhaupt Zutritt zu verschaffen, muss man schon etwas Mühe investieren. Eine vorherige Reservierung per Mail ist nötig, danach erhält man einen Code, und nur mit diesem lässt sich die Eingangstüre der Adresse 1097 Howard Street öffnen – übrigens nach aussen ein simples Hochhaus. Keine Leuchtschrift, kein Firmenschild, keinerlei Hinweise darauf, dass man gleich Teil eines exklusiven Champagnertastings sein wird. Rein äusserlich erinnert es also eher an die Flüsterpartys zu Zeiten der Prohibition. Denn der Besitzer Bill Marci betreibt die Champagne Society tatsächlich aus seinem eigenen Loft heraus. Marci ist tagsüber Elektroingenieur, er lebt seine Leidenschaft – fast schon Obsession – für Champagner nachts aus, indem er seine seltenen Schätze zur Verkostung an sein erlesenes Publikum ausschenkt. Eine Flasche Magnum 1998 Selosse etwa.
Edle Tropfen
Da kommt Bill Marci ins Schwärmen. «Diese Flasche wurde mir eigenhändig von Anselm Selosse übereicht. Ich will meinen Gästen eine Erfahrung ermöglichen und nicht einfach nur ein Glas Champagner ausschenken. Mir ist es wichtig, dass sie auch etwas lernen. Zum Beispiel, dass Form und Beschaffenheit des Glases, aus dem ich trinke – wie beim Wein – auch beim Champagner den Geschmack verändern können.» Ungefähr 200 Dollar pro Person für drei Gläschen muss man für ein solches Geschmackserlebnis rechnen, nach oben hin sind keine Grenzen gesetzt. Schon in der Reservierungsmail gibt man seine Wünsche und Vorlieben preis, damit der Gastgeber darauf eingehen kann. Sogar Spezialveranstaltungen organisiert der Firmenchef: romantische Champagner-Dates für zwei Personen, Geburtstagsfeier mit 25 Gästen oder einfach intime Runden in seinem Loft. Seine Inspiration fand Marci bei gemütlichen Weinproben in Frankreich, bei denen er lange mit Weinbauern zusammensass.
Das Kontrastprogramm Tea Time
Keine zehn Gehminuten entfernt von der «Champagner Speakeasy» finden wir das Kontrastprogramm. Im Luxury Collection Palace Hotel San Francisco trifft sich die feine Gesellschaft am Samstagnachmittag zum Signature Tea. So förmlich wie noch bei den High Teas der britischen Upper Class, die regelrecht zelebriert und nach bestimmten Regeln serviert wurden, geht es allerdings nicht zu. Doch alleine das Setting im Hotelbereich des «The Garden Court» ist beeindruckend. Gekrönt wird die Tea Time von einem sieben Millionen Dollar teuren Glasdach, von dem edelste Kristallleuchter hängen, und flankiert von feinsten Marmorsäulen. Seit über einem Jahrhundert gilt «The Garden Court» als einer der schönsten Dining-Rooms weltweit. Dieser altehrwürdige Zauber ist auch zu spüren. Bereits 1875 wurde das erste «Palace» als weltweit grösstes Hotel eröffnet und avancierte bald zum Liebling der High Society. Ein Feuer während des Erdbebens 1906 zerstörte zwei Drittel San Franciscos und auch das Luxushotel.
Einige Jahre später wieder aufgebaut, wurde auch «The Garden Court» der Öffentlichkeit präsentiert. Als Juwel des Luxushotels. Seither finden hier High Teas statt. Hausgemachte Scones, Devonshire Cream, Lemon Curd, Rose Petal Jam und diverse Sandwiches, die wie kleine Kunstwerke aussehen. Dazu eine Auswahl an schwarzem, grünem, Oolong- oder Kräutertee. Signature Teas bis 325 Dollar beinhalten dann auch Caviar Tea for Two. Klar, dass die Preise steigen, die Parkplätze noch knapper und die Warteschleifen vor solchen Prestigeplätzen noch länger werden. Doch San Francisco ist einfach eine der schönsten Städte der Welt: mit seiner Mischung aus Tradition und Bildersturm, mit Stadtvierteln, die nicht auf dem Reissbrett geplant, sondern organisch gewachsen sind – und natürlich mit den klassischen Sehenswürdigkeiten wie der Golden Gate Bridge, dem Gefängnis auf Alcatraz und dem Haight-Aussteigerviertel.
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