
Art of the In-Between
- 14. Juni 2017
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Das New Yorker Metropolitan Museum of Art adelt die Modeikone Rei Kawakubo mit einer Retrospektive, die bis zum 4. September zu sehen sein wird. Damit gebührt der Japanerin eine Ehre, die zuletzt Yves Saint Laurent im Jahre 1983 zuteilwurde: eine Ausstellung zu Lebzeiten. Gezeigt werden 120 Werke von Rei Kawakubo für Comme des Garçons von Entwürfen aus den frühen 80er-Jahren bis heute.
«Hohepriesterin der Avantgarde», «Rebellin des Modedesigns», «Kaiserin Rei» – wie auch immer sie ehrfürchtig tituliert wird, die japanische Designerin Rei Kawakubo gehört zu den bedeutendsten Designerinnen und Designer der letzten 40 Jahre. Ihre Mode? Ist Kunst. Ist Fashion. Ist politisches Statement. Rei Kawakubo will nicht gefallen, sie will herausfordern und anregen. Zum Denken und dazu, die Wahrnehmung von Mode und Mensch zu verändern.
Skandalöses Debüt
Ihre Marke Comme des Garçons gründete sie zwar bereits 1969, weil sie keine Mode fand, die ihr gefiel, doch erst 1981 debütierte sie mit ihrer hochpreisigen Damenkollektion in Paris. Dabei schickte sie ihre Models in zerrissenen, dunklen und unförmigen Kleidern auf den Laufsteg. Die Modewelt stand Kopf. Skandalös, entsetzlich und politisch unkorrekt, schrien die einen, während die anderen die Kollektion als «postatomar» oder «Hiroshima-Chic» bezeichneten. Ihre Avantgarde-Kreationen standen diametral zur herrschenden Mode-Ästhetik, in der glitzernde Stoffe, breite Schulterpolster und die Sendung «Dallas» für Furore sorgten und Designer wie Versace und Thierry Mugler ihre Sternstunde hatten. Rei Kawakubo war radikal, sie war anders – und allen Unkenrufen zum Trotz: erfolgreich!
Mode ist Kunst
Mit ihren Schnitten löst sie die weibliche Silhouette auf, entlarvt das westliche Schönheitsbild der Frau als künstlich und fordert dabei die konventionelle Vorstellung von Schönheit, gutem Geschmack und Fashion ebenso heraus, wie das Frauenbild zu überdenken. Bis heute ist sie eine Rebellin, die gegen das kommerzielle Modediktat kämpft und die eine bewusste Gegeninterpretation von Schönheit und das Suchen von Schönem in vermeintlich Unschönem zum Markenzeichen ihrer Looks gemacht hat. Bei ihr verschwimmen die Grenzen. Mode ist Kunst. Kunst ist Mode. Ihre skulpturalen Entwürfe verwischen die Kontaktzonen zwischen Kleidern, Körper und ihrer Umgebung.
Missfallen als Qualitätsurteil
Von Anfang an folgte Rei Kawakubo unbeirrt ihrem Weg, ihrer Vision und ihrem ureigensten Verständnis von Mode. Mit etwas an sich Kommerziellem wie der Mode kämpft sie gegen die Kommerzialisierung, designt gegen den Geschmack der Mehrheit und lehnt Massenkompatibilität ab. So ist sie mit Kollektionen unzufrieden, die auf Anhieb gefallen, zweifelt sie doch dann daran, ob die Betrachtenden zur Genüge herausgefordert wurden. Oder sie lässt ein Konzept sofort wieder fallen, sobald es von anderen kopiert wird. So geschehen, als sie eines ihrer Geschäfte passend zur Kollektion von einem Architekten entwerfen liess. Die Idee des Gesamtkonzepts machte auch in anderen Couture-Häusern Schule und – wurde von Rei augenblicklich fallengelassen.
The In-Between
Die Ausstellung, die bis zum 4. September im New Yorker Met-Museum zu sehen sein wird, widmet sich dem vollständigen Comme-des-Garçons-Archiv und zeigt insgesamt 120 verschiedene Kreationen der aussergewöhnlichen Designerin – von ihrem Laufsteg-Debüt im Jahr 1981 bis hin zu ihren aktuellen Shows. Gezeigt wird in den acht Kategorien «Fashion/Anti-Fashion», «Design/Not Design», «Model/Multiple», «Then/Now», «High/Low», «Self/Other», «Object/Subject» und «Clothes/Not Clothes» Dualismus und damit Kawakubos Begeisterung für das «Dazwischen-Sein» und die Entdeckung der Zwischenräume und Zwischentöne.
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