
Ai Weiwei – Kunst macht Politik
- 15. Juni 2016
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Konzeptkünstler, Maler, Bildhauer, Architekt, Selbstdarsteller, Dissident, Dorn im Auge des Regimes in Peking – Ai Weiwei ist für seine politischen Standpunkte und seine Präsenz in den sozialen Medien fast ebenso bekannt wie für seine Kunst, die oftmals spektakuläre Dimensionen annimmt. Der chinesische Künstler Ai Weiwei geniesst ein hohes internationales Ansehen, das weit über den Kreis der Kunstinteressierten hinausreicht. Seine sozialen Aktionen und Performances sowie seine Objektkunst haben ihn zu einem der weltweit führenden Konzeptkünstler gemacht. Spätestens seit er im Jahr 2011 für 81?Tage von der chinesischen Polizei inhaftiert wurde, ist er einer breiten Weltöffentlichkeit als Social-Media-Phänomen, politischer Aktivist und Kämpfer für das Recht auf freie Meinungsäusserung und individuelle Selbstentfaltung in China bekannt.
Der inhaftierte Künstler
Er weiss genau, was er mit seiner Kunst sagen will, und er weiss, wie er es sagen kann. Man kann seine Kunst nicht falsch verstehen. Ai Weiwei will mit seiner Kunst provozieren und schockieren. Immer wieder zeigt er den Menschen den Mittelfinger oder macht sich nackt. Er zerschlägt Vasen und zeigt China seine Missachtung. Aufgrund seines politischen und gesellschaftlichen Engagements ist er regelmässig Repressalien durch chinesische Behörden und die Polizei ausgesetzt. Im Herbst 2010 verfügte die Stadtverwaltung von Shanghai die Räumung seines Ateliers. Als Ai Weiwei daraufhin eine «Abriss-Party» ankündigte, um die Öffentlichkeit auf die geplante Zwangsräumung des Gebäudes hinzuweisen, wurde er von den Behörden unter Hausarrest gestellt. Die Party fand schliesslich mit circa 800?Personen ohne den Gastgeber statt. Den Grund für den zunehmenden Druck seitens der Shanghaier Behörden sieht Ai Weiwei in seiner politischen Aktionskunst. Anfang Dezember 2010 wurde Ai Weiwei erstmals daran gehindert, aus der Volksrepublik China auszureisen. Im Jahre 2011 wurde er von der chinesischen Polizei festgenommen und inhaftiert wegen angeblicher Wirtschaftsverbrechen. Überall im Ausland kam es zu Protestaktionen gegen seine Inhaftierung. Durch seine Social-Media-Auftritte wurde er schnell zum berühmtesten politischen Gefangenen Chinas.
Regimekritische Kunst
Ai Weiwei kommentiert in seinem Werk die gravierenden Veränderungen, die in China seit der wirtschaftlichen Öffnung des Landes stattfinden. Er kritisiert die Verstösse gegen die Menschenrechte, wirtschaftliche Ausbeutung und Umweltverschmutzung in seiner Heimat und bezieht sich formal nicht nur auf künstlerische Traditionen Chinas, sondern auch auf den Mitbegründer der Konzeptkunst und Wegbereiter des Dadaismus, Marcel Duchamp. In Installationen verwendet er Objekte wie Antiquitäten oder spirituelle Gegenstände, um sie in einen neuen Zusammenhang zu stellen. Regelmässig nimmt er an Performances teil, auch im Rahmen seiner Ausstellungen. Ai Weiwei gehört zu den international bekanntesten Vertretern der zeitgenössischen chinesischen Kunst. In seinem Werk beschäftigt er sich mit vielfältigen künstlerischen Ausdrucksformen, unter anderem schuf er Bilder, Bücher, Filme, Häuser, Installationen, Photographien und Skulpturen.
Es war das teuerste documenta-Projekt aller Zeiten und Ai Weiweis internationaler Durchbruch als Künstler. Für sein Kunstprojekt «Fairytale» schickte Ai Weiwei im Jahr 2007 1001?Chinesen nach Kassel, darunter auch einfache Bauern. 3,1?Millionen Euro kostete die Aktion, für alle Teilnehmer war es ein unvergessliches Erlebnis. Ebenfalls auf der documenta 12 zu sehen war die Installation «Template», ein zwölf Meter hoher Holzturm aus Türen und Fenstern von Häusern, die dem chinesischen Bauboom zum Opfer gefallen sind. Ein Unwetter brachte das Kunstwerk zum Einsturz. Ai Weiwei nahm die Trümmer gelassen: «Das ist besser als vorher. Jetzt wird die Kraft der Natur sichtbar. Und Kunst wird durch solche Emotionen erst schön.» 9000?Rucksäcke schmückten den Eingang zum Münchner Haus der Kunst: Sie wirkten wie ein fröhliches buntes Plakat, das auf Chinesisch den Satz «Sieben Jahre lebte sie glücklich in dieser Welt» ergab. Damit gedachte der Künstler den mehreren Tausend Kindern, die 2008 beim Erdbeben in der Provinz Sichuan in den Trümmern ihrer Schule ums Leben kamen. Ebenfalls an das verheerende Erdbeben in Sichuan sollte der vier Tonnen schwere Felsen erinnern, den Ai Weiwei 2010 im Rahmen des österreichischen Kulturfestivals «regionale 10» auf den 2995 Meter hohen Dachstein fliegen liess. Ai Weiweis bisher grösste Werkshow fand 2014 unter dem Namen «Evidence» im Berliner Martin-Gropius-Bau statt. Im Eingangsbereich war die Installation «Very Yao», bestehend aus 150 silbernen Fahrrädern, die sich in langen, miteinander verschweissten Reihen in die Höhe schrauben, zu sehen. Sie sollten an einen Mordprozess erinnern, der in China für Aufsehen sorgte. Dutzende Vasen (alle zwischen 5000 und 10’000?Jahre alt) liess Ai Weiwei mit Industrielack überziehen. Er zerstört antike und kulturelle Werte, um sie in Werke zeitgenössischer Kunst zu verwandeln…
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