
Adieu Karl
von Marc A. Huerlimann
- 28. April 2019
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Die Nachricht von Karl Lagerfelds Tod war ein grosser Schock für die Modewelt. Doch die Welt verliert nicht nur einen einzigartigen Designer, welcher die Fashion-Szene revolutioniert hat, sondern auch einen unglaublichen Fotografen, der mit seinen Bildern, Dutzende von Galerien füllen könnte. Wir von PRE verneigen uns vor Karl Lagerfeld und berichten über den grossen Meister als Fotograf. Karl Lagerfeld hat mehr als ein halbes Jahrhundert die Mode mitbestimmt. Mitte der 1950er Jahre begann er in Paris grosse Couture-Häuser wie Balmain, Patou, Chloé oder Fendi zum Erfolg zu führen.
Als «Künstler» hat sich der Modedesigner, der ab 1964 drei Jahre in Paris Kunst studiert hatte, in einem der unzähligen Interviews, trotz aller schöpferischen Arbeit, dennoch nicht bezeichnen wollen: «Personen, welche eigentlich einen anderen Beruf ausüben, aber behaupten, dass sie Künstler seien, haben ein Problem. Helmut Newton hat nie gesagt, dass er ein Künstler sei. Das sagen nur die, bei denen ein Zweifel besteht.» Karl Lagerfeld war sowieso ein Mensch, der sich hauptsächlich auf das Machen selbst konzentrierte.
Spätestens seit er 1987 seine Liebe zur Fotografie entdeckte, verband er die beiden Welten der Mode und Kunst vor der Kamera. Zunächst lichtete er seine eigenen Entwürfe ab, später machte er Schwarzweiss-Porträts und monochrome Landschafts- und Architektur-Aufnahmen. 1996 erhielt er für seine fotografischen Arbeiten den Kulturpreis der «Deutschen Gesellschaft für Photographie», 2007 den Infinity Award des «International Center of Photography», New York. Im selben Jahr hatte er die Ausstellung «One-Man-Show» bei C/O in Berlin, in der Karl das von ihm entdeckte und geförderte US-Model Brad Kroenig in 350 Schwarz- weiss-Fotografien und Multimedia-Installationen porträtierte.
2007/2008 stellte er in den Hallen des von ihm so sehr geschätzten Architekten Tadao Andos der Neusser Langen Foundation aus. In seiner Heimatstadt Hamburg wurden seine Arbeiten 2013 denen des neoklassischen Malers Anselm Feuerbach aus dem 19. Jahrhundert gegenüber- gestellt. Doch spätestens auf der Pariser Fashion Week 2013 verschmolzen seine beiden Leidenschaften gänzlich: Für seine Frühjahrs-/Sommer- Kollektion für Chanel entwarf Lagerfeld 75 übergrosse Kunstwerke, die den Laufsteg des Grand Palais säumten.
Der Designer fotografierte sämtliche Chanel-Kampagnen, die Chanel-Lookbooks, kreierte eigene Fotoserien und entwarf grosse Bildbände. Seine Arbeit «The Little Black Jacket», für die er Stars in der schwarzen Chanel-Tweed-Jacke fotografierte, tourte ebenfalls im Jahr 2013 in Form einer Ausstellung durch die Metropolen. Weitere Ausstellungen zeigten seine Bilder von Rolls-Royce-Limousinen oder der römischen Trevi- Brunnen, die Lagerfeld für Fendi geschossen hatte.
Lagerfelds Stil ist von einer eher klassischen Eleganz geprägt. Er schafft perfekt ausgeleuchtete und makellose Modefotografie, die verführen und nicht schocken soll. Zu seinen Lieblingskünstlern zählte Lagerfeld sowohl deutsche Expressionisten, russische Konstruktivisten als auch Alte Meister. Er liebte die Zeichnungen Picassos und schätzte Jeff Koons, James Turrell und Richard Serra. Doch auch wenn er als Sammler schon immer sehr aktiv war, wollte er nie seine Wohnzimmerwände mit seinen Errungenschaften schmücken: «Kunstwerke sollen im Kopf existieren, nicht als Trophäen an der Wand!», erklärte er in einem Bericht. Gute Kunst dürfe sich nicht zu ernst nehmen; sie gebe es nur im Verborgenen zu ent- decken. Um sie zu sammeln, bevorzuge er Bücher, mehr als 300 000 Bücher soll er in seinen sieben Wohnungen besessen haben.
Ob als Künstler, als Designer oder als Fotograf – wir werden DICH, DEINEN Stil, DEINEN Humor und DEINEN Tatendrang vermissen – Adieu Karl et merci pour tout!
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