Adam Opel – Mehr als nur ein Auto
- 10. Juli 2012
- 0 comments
- typo2wp
- Posted in Drive Style
1862 begann Adam Opel in Rüsselsheim Nähmaschinen zu fertigen – und legte damit den Grundstein für einen Weltkonzern. Am 17. März 1929 verkaufte die Gründerfamilie Opel 80 Prozent ihrer Unternehmensanteile an den amerikanischen Automobilkonzern General Motors und 1931 übernahm das Unternehmen auch die restlichen Anteile an der Adam Opel AG. Opel gehört heute zu den grossen Fahrzeugherstellern. Der Sitz der Adam Opel GmbH ist Rüsselsheim, wo sich das Hauptwerk befindet.
Alles begann mit Nähmaschinen
Nach seiner Schulzeit trat Adam Opel in den Schlosserbetrieb seines Vaters ein, um sich dort ausbilden zu lassen. Nach seiner Gesellenprüfung ging er traditionsgemäss auf Wanderschaft, die ihn unter anderem auch durch Frankreich führte. 1862 kehrte Opel zurück, um eine Werkstatt für Nähmaschinen in Rüsselsheim zu eröffnen. Die Nähmaschinenwerkstatt entwickelte sich zu einem stattlichen Unternehmen, in welchem auch seine Frau Sophie kräftig Hand anlegte. Sie kümmerte sich um die Lohnauszahlung, den Verkaufsaussendienst und um die Auszubildenden. Nebenbei war sie noch Mutter von fünf Söhnen: Carl, Wilhelm, Heinrich, Fritz und Ludwig, die dem Ehepaar Opel in den Jahren 1869 bis 1880 geboren wurden.
Die Söhne drängten Adam Opel, in das aufkeimende Fahrrad-Geschäft einzusteigen, und als er 1895 stirbt, gehört seine Fahrrad- und Nähmaschinenfabrik zu den erfolgreichsten in Europa.
Vom Fahrrad zum Motorengeschäft
Seine Söhne führen die Geschäfte fort – und beweisen eine Spürnase für neue Entwicklungen. Die Idee, ein eigenes Automobil zu bauen, setzen die Opel-Brüder schnell um. Nach einigen Informationsreisen erwerben sie am 21. Januar 1899 die Anhaltische Motorwagenfabrik des Dessauers Friedrich Lutzmann und beginnen mit dem Aufbau einer Automobilproduktion in Rüsselsheim. Trotz enormer Anstrengungen floriert das Geschäft mit dem jungen Fortbewegungsmittel jedoch nicht wie erwartet. Daher erfolgt 1901 die Trennung von Lutzmann. Anfang 1902 beginnt man jedoch mit der Lizenzfertigung der französischen Darracq-Modelle, die unter dem Markennamen Opel-Darracq vertrieben werden. Doch auch damit wollen sich die Opel-Brüder auf Dauer nicht zufrieden geben. Im Herbst 1902 präsentieren sie auf der Hamburger Automobilausstellung ihre erste Eigenkonstruktion, den Opel-Motorwagen 10/12 PS. Damit befindet sich das junge Automobilunternehmen auf dem richtigen Weg, wie die Erfolge in den kommenden Jahren beweisen: 1906 bauen die Newcomer auf dem Automobilmarkt bereits das 1000. Fahrzeug, eine für damalige Verhältnisse rekordverdächtige Geschäftsentwicklung.
Die Übernahme
Radikal und revolutionär war die Reaktion der Opel-Brüder auf die Inflation von 1923. Das Werk wurde komplett umgebaut und auf die Fliessbandfertigung eines einzigen Kleinwagentyps in einer Ausstattung und einer Farbe ausgerichtet. Der anfänglich stets grün lackierte Opel 4/12 PS wurde schon bald nur noch «Laubfrosch» genannt und avancierte mit 120’000 verkauften Einheiten zu einem Bestseller unter den frühen europäischen Volks-Wagen. Die letzten «Laubfrösche» liefen 1931 unter einem neuen Hausherrn vom Band. Trotz aller Absatzerfolge und spektakulärer Marketingkampagnen mit raketengetriebenen Rekordfahrzeugen hatten die Opel-Brüder nach einem finanzstarken Partner gesucht, mit dem notwendige Investitionen in neue Modelle und Maschinen möglich waren. 1929 war es so weit: General Motors übernahm die Aktienmehrheit von Opel – kurz vor der Weltwirtschaftskrise. Ein vorteilhaftes Geschäft für beide Seiten: Für Opel bringt der Verkauf finanzielle Sicherheit und bessere Möglichkeiten im Exportgeschäft, General Motors hat mit Opel eine starke Marke im Portfolio und Zugang zum europäischen Markt.
Die erste Frucht der Fusion ist der 1931 erschienene Opel 1,8 Liter. In Amerika entwickelt, stellt er für Opel einen neuen Abschnitt dar, denn hinsichtlich Bedienbarkeit und Alltagstauglichkeit setzt er neue Massstäbe. Durch die Übernahme von General Motors Corporation konzentrieren sich alle Aktivitäten fortan auf das Kerngeschäft Automobil. Opel kann seine starke Marktposition dadurch nicht nur festigen, sondern ausbauen. 1935 baut Opel erstmals über 100’000 Fahrzeuge im Jahr, unter anderem im neuen LKW-Werk in Brandenburg.
Innovation Sicherheitskarosserie
Eine technische Revolution bringt das Jahr 1935: Opel führt mit dem Olympia die erste selbsttragende Ganzstahl-Karosserie in Deutschland ein. Vorteile dieser neuen Konstruktion: Geringes Gewicht und ausgefeilte Aerodynamik verbessern sowohl Fahrleistungen wie Kraftstoffverbrauch. Die steife Fahrgastzelle mit vorderem Fahrzeugkörper, der sich bei Beanspruchung stufenweise verformt (Patentschrift), verbessert die passive Sicherheit. Damit ebnet Opel der Sicherheitskarosserie moderner Prägung den Weg in die Grossserie. Gleichzeitig ermöglicht dieses Fahrzeugkonzept eine neue, bis heute aktuelle Fertigungsmethode, für die Opel ebenfalls ein Patent erhält und die als eine der wichtigsten Innovationen in der Geschichte des Automobilbaus gilt. Die neue Konstruktionsweise ermöglicht die getrennte Vormontage von Karosserie einerseits sowie Motor, Antriebsstrang und Achsen andererseits. Beide Komponenten können die Mitarbeiter bei diesem Verfahren schneller und leichter montieren, bei der anschliessenden «Hochzeit» werden sie zusammengefügt.
Die Nachkriegszeit
Nach der kriegsbedingten Unterbrechung der zivilen Produktion nimmt Opel in den Jahren des Wiederaufbaus rasch wieder Fahrt auf. Modelle wie Olympia, Olympia Rekord, Rekord P1 und Kapitän begleiten die Deutschen durch das Wirtschaftswunder; den Lebensmitteleinkauf hält derweil im Haushalt ein Kühlschrank Marke Opel «Frigidaire» frisch. Zum 100-jährigen Bestehen 1962 eröffnet das Unternehmen in Bochum ein zweites Werk. Dort läuft der neue Kadett vom Band. In den 1960er Jahren entstehen zudem zahlreiche Modelle, die den sportlichen und emotionalen Ruf der Marke festigen, darunter legendäre «Kultautos» wie Manta, Commodore und GT. Später profitiert Opel zunächst stark von der Deutschen Einheit und kann seinen Marktanteil in Deutschland ausbauen. Mit dem verstärkten Eingreifen der US-Kozernzentrale ab 1990 beginnt der Niedergang der Marke. General Motors zieht Gewinne ab nach Detroit, um die eigenen Milliardenverluste auszugleichen. Die ständig wechselnden Opel-Vorstände kommen meist aus den USA und schätzen den europäischen Markt falsch ein.
In den ersten Monaten 2012 hat Opel ihren Mutterkonzern GM weniger Geld gekostet als zuvor befürchtet. Dennoch drückt das Defizit die ansonsten gute Bilanz des Mutterkonzerns GM deutlich. Opel verdankt sein Defizit vor allem der Kaufzurückhaltung in den südeuropäischen Ländern. Die Konzernmutter General Motors versucht auf diesem kriselnden Markt Anteile zurückzuerobern und hat sich dazu mit dem Opel-Konkurrenten PSA Peugeot-Citroën zusammengetan.
2012 feiert Opel den 150. Geburtstag – von dem sich Gründer Adam Opel 1862 sicherlich nicht hätte träumen lassen, dass es sich einmal zu einem der grössten Autohersteller Europas entwickeln würde. Opel und seine britische Schwester Vauxhall verkaufen heute Autos in mehr als 40 Ländern. In Produktionsstätten und Entwicklungszentren in sechs europäischen Staaten beschäftigt das Unternehmen rund 40’000 Mitarbeiter. Mit der Einführung des elektrischen Opel Ampera begründet die Traditionsmarke ein neues Segment im europäischen Automobilmarkt.